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Verbesserung des ÖPNV - Vorstellung des Rufbus-Systems der Gemeinde Murnau



Sachvortrag:
 

Nach der Begrüßung durch Herrn Bürgermeister Tobias Paintner geht Herr Bürgermeister Eric Ballerstedt in seiner Einführung auf die bisherigen gemeinsamen Überlegungen zu einem Rufbussystem ein. Die Lösung soll den ÖPNV ergänzen und Bereiche einbinden, welche der reguläre ÖPNV nicht abdecken kann. In Zukunft wird die Mobilität im ländlichen Raum ein wichtiger Baustein für die Teilhabe z.B. von Senioren am gesellschaftlichen Leben sein. Die gemeindeübergreifende Herangehensweise ergibt eine ausreichende Größe, um auch der Frage nach den Kosten gerecht zu werden.
 
Der Leiter des Umwelt- und Mobilitätsreferats der Gemeinde Murnau, Herr Philipp Zehnder, gibt in seinem Vortrag einen sehr umfangreichen Einblick in das seit Juli 2020 laufende Rufbussystem der Gemeinde. Weitere Details und Angaben ergeben sich aus den anschließenden Fragen der Stadt- und Marktgemeinderäte. Der Zuhörerschaft wurde ein Rede- bzw. Fragerecht eingeräumt. Im Folgenden werden die Informationen aus dem Vortrag und den Fragen zusammengefasst, auf die Präsentation von Herrn Zehnder wird verwiesen.
 
Das Rufbussystem wurde im März 2019 vom Marktgemeinderat Murnau beschlossen und startete im Juli 2020. Es wurde später um zwei Nachbargemeinden erweitert. Nach Ablauf des jetzigen Vertrages soll die Trägerschaft für das Rufbussystem vom Landkreis Garmisch-Partenkirchen übernommen werden; derzeit wird die Ausschreibung vorbereitet, wozu eine Zweckvereinbarung geschlossen wurde. Damit verbunden ist eine Erweiterung des Gebiets um fünf Gemeinden, drei davon sollen über buchbare Taxifahrten, also nicht über die Rufbusse, bedient werden. Vorgesehen ist auch eine Erweiterung der Betriebszeiten auf das Wochenende (9.00 h - 22.00 h).
 
Die Abdeckung in diesen Gemeindegebieten umfasst aktuell rund 260 Haltepunkte. Diese werden durch zwei dauerhaft eingesetzte Kleinbusse (7-Sitzer) bedient. Die Busse fahren von Montag bis Freitag, jeweils von 6.00 h bis 20.00 h. Ein Einsatz in der Nacht bzw. am Wochen­ende wird bislang aus Kostengründen nicht angeboten. Derzeit werden rund 100 - 120 Fahrgäste täglich auf durchschnittlich 200 km Fahrstrecke befördert. Die Buchungen erfolgen mittels App und Telefon. Es sind nur Fahrten innerhalb dieser drei Gemeinden möglich. Ein spontaner Zustieg ist nicht möglich, erforderlich ist stets eine Buchung.
 
Im Moment kostet eine Einzelfahrt entfernungsunabhängig 2,50 €, Kinder unter 6 Jahren sind kostenfrei. Für Gruppen ab 3 Personen gilt eine Pauschale von 5 €. Die Abrechnung erfolgt bei der App i.d.R. über Kreditkarte und Paypal, es kann in den Bussen auch bar bezahlt werden.
 
Die Gründe für die Fahrten sind vielschichtig, die Nutzung der Busse erfolgt durch die gesamten Bevölkerungsschichten. Sie umfassen die Erledigung des täglichen Bedarfs, Behandlungsbesuche und auch Fahrten von Kindern zum z.B. Sporttraining. Das Mindestalter für Alleinfahrten ist 6 Jahre.
 
Bislang werden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren eingesetzt, die Bedienung mit E-Fahrzeugen ist angedacht. Ähnliche Systeme in anderen Gemeinden (z.B. Marktoberdorf und Holzkirchen) nutzen bereits E-Fahrzeuge. In Murnau steht mittlerweile ein E-Fahrzeug als Ersatzfahrzeug zur Verfügung.
 
Bei Gehbehinderungen geben die Fahrer Einstiegs- und Ausstiegshilfe. Die derzeitigen Fahrzeuge haben keine Rampe für Rollstühle, eine solche Lösung ist angedacht.
 
Der Betrieb des Rufbussystems, die Personalgestellung, die Organisation, die technische Abwicklung und Zurverfügungstellung der Software, der personellen Belegung der Zentrale für die telefonischen Buchungen und der Einsatzbereitschaft mittels Ersatzfahrzeugen und -fahrern wurden an einen Dienstleister vergeben. Dieser erhält hierfür einen Pauschalbetrag von der Gemeinde. Vorteil des Systems ist angesichts des Mangels an Busfahrern, dass die Fahrer keinen Busführerschein, sondern nur einen Personenbeförderungsschein besitzen müssen. Ausfälle von Fahrern müssen vom Unternehmen kompensiert werden. Es gab bislang keine negativen Erfahrungen mit Ausfällen.
 
Der Aufwand für die Gemeinde umfasst die monatliche Abrechnung mit dem Dienstleister, der Verbuchung der Fahrentgelte, der Beantragung und Einnahme der Förderung. Das Deutschlandticket ist im Rufbus gültig. Die Gemeinde übernimmt die Abrechnung der Mindereinnahmen daraus mit dem Freistaat und erhält diesen Ausgleich.
 
Die jährlichen Gesamtkosten dieses Angebot des Dienstleisters betragen ca. 400.000 €.
Nach Abzug der Förderung durch den Freistaat sowie den Fahrentgelten verbleibt ein Defizit von ca. 170.000 €. Dieses wird unter den Gemeinden nach Einwohnerzahlen aufgeteilt.
 
Das Angebot steht Einwohnern und Gästen zur Verfügung. Eine genaue Nutzerzuordnung findet nicht statt, die Fahrten der Einheimischen überwiegen.
 
Vor Vergabe mussten diese Leistungen EU-weit ausgeschrieben werden. Für den ÖPNV sind die Landkreise zuständig. Die Gemeinde musste sich vorher diese Aufgabe für dieses konkrete Angebot vom Landkreis übertragen lassen.
 
Bislang bestehen keine Anbindung und technische Verknüpfung mit dem weiteren ÖPNV mit Linienbussen und der Bahn. Die nun eingesetzte Software des Dienstleisters ist jedoch hierzu in der Lage.
 
Die Buchungen sind bis zu 7 Tage im Voraus möglich. Dadurch erhöht sich die Wahr­scheinlichkeit, dass die Wunschzeit verfügbar ist. Sollte dies nicht möglich sein, ermittelt das System den nächsten verfügbaren Zeitpunkt. Hierbei berücksichtigt es u.a. die Vorgaben der Gemeinde für die Dauer von Umwegen zur Mitnahme weiterer Personen. Dadurch kann sich die Abfahrtszeit verzögern oder die Fahrzeit verlängern. Mit der Vorgabe von 5 Minuten wurden in Murnau gute Erfahrungen gemacht.
 
Die vom Dienstleister vorgeschlagenen Haltestellen sind mit den Gemeinden und den Verkehrsbehörden abgestimmt und müssen von der Bezirksregierung genehmigt werden. Sie sind nicht markiert und liegen überwiegend an Nebenstraßen und teilweise in Parkbuchten. In der App sind alle erfasst und mittels Navigationsfunktion auffindbar. Für Fahrgäste, die per Telefon buchen, stehen "Partnerstellen" im ganzen Stadtgebiet zur Verfügung (z.B. Geschäfte oder Arztpraxen), bei denen telefonisch eine Rückfahrt gebucht werden kann.
 
Die Fahrwünsche können in der Regel gut bedient werden, in Stoßzeiten (morgens um ca. 8.00 h und mittags) kann es zu Verzögerungen und dem Erreichen der Kapazitätsgrenze kommen. Negative Erfahrungen mit hohen Stornozahlen bzw. Luftbuchungen wurden nur vereinzelt gemacht. Diese werden direkt mit den Nutzern geklärt, es besteht die Möglichkeit, Personen zu sperren.
 
Die Vertragslaufzeit betrug ursprünglich 2 Jahre und wurde jährlich verlängert. Herr Zehnder weist hier darauf hin, dass eine längere Laufzeit zur Einführung und Etablierung des Angebotes sinnvoll ist.
 
Von Seiten der Taxiunternehmen wird das Rufbussystem als Konkurrenz betrachtet. Eine vorherige Abfrage bei den Unternehmen hat ergeben, dass diese eine solche Dienstleistung nicht übernehmen können. Herr Zehnder betrachtet das Rufbussystem nicht als Konkurrenz zum Taxi- oder Carsharing-Angebot, sondern als weiteren Baustein. In der Gemeinde gibt es zusätzlich sieben Carsharing-Fahrzeuge. Ein zusätzliches Bürgermobil existiert in Murnau nicht.
 
Informationen zum Rufbussystem des Marktes Murnau sind auf dessen Homepage hinterlegt: https://www.murnau.de/de/ortsbus.html
 
Bürgermeister Markus Reichart erläutert die weitere Vorgehensweise. Die drei Gremien stimmen der folgenden Absichtserklärung einstimmig zu:
 
Die Marktgemeinderäte der Märkte Heimenkirch und Weiler-Simmerberg und der Stadtrat Lindenberg beabsichtigen, innerhalb der nächsten drei Monate in den jeweiligen Gremien über die weitere Vorgehensweise zur Einführung eines gemeinsamen Rufbussystems zu beraten und zu beschließen.
 

 
 



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